Jeder Ort und jede Region hat ihre Sagen und Geschichten, die man sich gerne immer wieder erzählt.

Lesen Sie von allerlei dunklen Gestalten, Hexen und Spuckschlössern, Riesen und Drachen und erfahren Sie was passieren kann, wenn man schwarzen Katzen begegnet.

Und wussten Sie, woher das Steinöl kommt, das früher in Seefeld und Reith in unterirdischen Stollen abgebaut wurde? Nein? Dann lesen Sie weiter…

Aber Vorsicht! Gänsehautgefahr!

Wolken und Mond_007

Haymo und Thyrsus

Vor langer Zeit (um 540 n. Chr.) hauste in den schroffen Berggipfeln nahe Seefeld der Riese Thyrsus. Als er hörte, dass ein zweiter Riese namens Haymo auf dem Weg war, sich in seinem Revier niederzulassen, machte Thyrsus sich auf, den Eindringling zu vertreiben. Nahe Dirschenbach, ein kleiner Ort im Inntal unten und unweit von Seefeld entfernt, trafen alsbald die beiden Kontrahenten aufeinander. Schäumend vor Wut riss Thyrsus einen Baum aus und schlug auf den mit einem Schwert bewaffneten Haymo ein. Die Wucht der Schläge und Hiebe hallte durch Berge und Täler, Wälder und Böden bebten bedrohlich. Haymo, der mit seinem Schwert überlegen war, traf seinen Widersacher schwer. Mit einer tiefen blutenden Wunde eilte Thyrsus röchelnd bergauf bis über den Leithner Kogel hinauf zum Durschkopf. Doch Haymo holten ihn ein und schlug auf den Riesen weiter ein, bis dieser zu Boden ging. Das Blut des Riesen ergoss sich über die Erde und mit sterbender Stimme rief er:

„Spritz Bluat, ist für Viech und Leut guat!“

Als Heilmittel für Mensch und Tier verkauften in früheren Zeiten sogenannte „Dirschler“ das Thyrsusblut, auch Dürschöl genannt, im ganzen Land.

Bis vor einigen Jahrzehnten noch wurde am Seefelder Plateau Ölschiefer abgebaut und in der Maxhütte das Steinöl gewonnen. Heute ist der Bergbau eingestellt, das Öl wird aus dem Ausland zugeliefert – die Maxhütte gibt es immer noch. Dort werden heute verschiedene Substanzen für medizinische Salben erzeugt (siehe auch Ichthyol).

Das Schlössl vom Schlossberg

Zwischen Scharnitz und Seefeld, dort wo heute der Nachbau eines Schlosses steht, ergab sich einst folgende Geschichte:

Im Dorf erzählte man sich, dass es am Schlossberg bei dem Schlössl geistern soll. Trotz aller Warnungen und übermütig vom Alkohol machten sich ein Fuhrmann und ein Bauernknecht auf, das seltsame mitternächtliche Treiben zu ergründen. Plötzlich stand ein großes Schloss vor ihnen, festlich beleuchtet und laute Musik, begleitet von stampfenden Tänzern, drang heraus. Dem Knecht wurde Angst und Bang und er drängte zur Umkehr, der Fuhrmann aber jauchzte zum Schloss hinüber. Da öffnete sich die schwere Türe und ein schwarz gekleideter Junker mit Degen im Gurt trat durch das Portal. Mit wallender Hutfeder rief er beide zu sich und reichte ihnen zwei goldene Becher mit rot funkelndem Wein. Der Fuhrmann prostete dem Junker zu und setzte den Goldrand des Bechers an seine Lippen. Im selben Moment erloschen alle Lichter, Schloss und Junker verschwanden und ein eisiger Wind blies aus dem Wald den beiden entsetzten Gestalten entgegen. In ihren Händen hielten sie statt der Weinkelche nun Totenschädel. Angsterfüllt warfen sie die Knochen fort und liefen so schnell sie konnten ins Dorf zurück.

Die Loba

Zwischen der heutigen Umfahrungsstraße von Seefeld und dem Bahndamm nahe dem Seefelder See liegt ein Moorgebiet, die Loba. Man erzählt sich darüber folgendes:

Eines Abends kamen betrunkene Burschen von Reith kommend nach Seefeld. Sie wussten, dass bei Dämmerung nicht selten eine Schatztruhe, bewacht von einer Kröte mit einem goldenen Schlüssel im Mund, zu sehen war. Auch an diesem Abend tauchte das seltsame Bild auf und die frechen Burschen wollten die Kröte erschlagen und den Schatz bergen. Noch während einer der Burschen zum Schlag ausholt verwandelten sich Schatz und Kröte in einen Sarg mit einem Kreuz darauf. Voller Schreck liefen die Burschen ins Dorf weiter.

Die Wunderhaare

Als Kinder wurde uns erzählt, dass dem gekreuzigten Herrgott in der Seekirche (zu sehen am Hochaltar, siehe auch die Geschichte zur Seekirche) die Haare wachsen und wenn diese den Boden berühren, dann geht die Welt unter. Außerdem neigt sich der Kopf Richtung Brust und wenn das Kinn die Brust berührt, dann wird ebenfalls die Welt untergehen.

Die schwarze Katze

Gar unheimlich sind schwarze Katzen. Besonders, wenn sie einem im Dunklen begegnen. In Seefeld erzählt man sich die Geschichte eines Bauern, der zu später Nachtstunde heimwärts ging. Am sogenannten „Gstoag“ (eine Anhöhe zwischen dem Auländer Kirchl und Seefeld) auf einem Zaun sah der Bauer eine schwarze Katze sitzen. Die feurigen Augen der Katze machten dem Bauern Angst und er versuchte, die Katze mit einem Stock zu vertreiben. Im selben Moment wuchsen hunderte Katzen aus dem Boden und sprangen fauchend auf den Bauern zu. Eilends ergriff er die Flucht, um den scharfen Krallen zu entkommen.

Der Drache im Seefelder See

Einst war man der Meinung, dass der Seefelder See sehr tief und unergründlich sei. Um das Gegenteil zu beweisen, ritt ein mutiger Mann mit seinem Pferd in den See hinein. Schon bald wurde der See tiefer und das Pferd musste bereits schwimmen, als ein unheimlicher Drache vom Grund des Sees heraufstieg und rief:

„Wenn du willst den See ergründen,
werde ich ganz Seefeld schlünden!“

Sogleich verschlang er Ross und Reiter und viel später erst konnte man den Sattel aus dem zweiten See fischen und hatte somit auch den Beweis, dass beide Seen unterirdisch verbunden waren.

Hexensagen vom Geigenbühel und Kirchwald

Oft wenn die Bauern auf den Geigenbühel gingen, um das Gras zu mähen, entdeckten sie schwarze Kreise inmitten der Wiesen, in denen das Gras auf den Boden gestampft war. Auch am Eingang zum Kirchwald, dem sogenannten Hexen- oder Seebödele fanden sie diese seltsamen Figuren vor. Sofort war ihnen klar, dass die Hexen in der letzten Nacht wieder getanzt hatten.

In besonders hellen Mondnächten kam es auch vor, dass laute betörende Musik wie von Sirenen vom Geigenbühel her in den Ort drangen. Doch keiner konnte je berichten, was er gesehen hatte. Jeder, der dem nachging, wurde von den Hexen in tausend Stücke zerrissen, die vom Wind in die Berge geweht wurden.

Gar manch böse Hexe machte sich einen Jux daraus, Mensch und Tier mit „Irrwurzen“ festzuhalten. Wer auf eine solche Irrwurz tritt, findet so schnell nicht mehr seinen Heimweg. So erging es auch einem alten Weiblein, das im Kirchwald unterwegs war, Brennholz zu sammeln. Sie kannte alle Wege seit Jahren, doch plötzlich war sie hoffnungslos verloren und irrte im Wald umher. Erst viel später gegen Abend konnte sie sich wieder zurechtfinden, nachdem sie schon fast bis Mösern gegangen war.

Ähnlich erging es einem Burschen, der auf Brautschau unterwegs war. Auch er kannte die Gegend wie seine Hosentasche. Doch plötzlich konnte er die Brücke beim Seewirt nicht finden, die er auf seinem Heimweg überqueren musste. Nach einigem Umherirren legte er sich im Gras zum Schlafen nieder. Als er erwachte, lag er direkt vor der Brücke.

Frei nach folgenden Quellen:
Seefeld Buch, Gerhard Sailer und Mechthild Schatz
Seefeld im Bannkreis der Hohen Munde, Sepp Heimfelsen
Reith bei Seefeld, Hans Schermer